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Mousographs #172 “Desert Rebellion”

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Desert Rebellion:

In a society which is built on the concepts of logic, progress, economy, and strategic value, the most subversive action consists in the deliberate pursuit of a goal which is good for nothing.

„Conquest of the Useless“ is the English title of Werner Herzog’s book about the making of his film Fitzcarraldo (1982). It’s about a man who dreams of building an opera house in the Brazilian jungle and takes incredible pains to realize his visions before gloriously failing.

American film companies liked the idea and were ready to accommodate Herzog’s team in one of their studios, but no. The German director explained that he preferred making his film in the jungle, chosing the heat and mosquitoes, snakes, giant spiders, potential problems with the local natives. Among other things, he wanted to have a real ship which would have to be drawn across a real hill in a real forest.

The initial crew included Jason Robards and Mick Jagger and, most notably, Klaus Kinski, who was known to be a human stick of dynamite with a very short fuse. The result was problems with a capital „P“. In his book, Herzog relates that at some point the natives made a friendly offer of killing Kinski, which Herzog politely declined. Anyway, the film and the book are powerful tokens of what it means to conquer the useless.

In the same vein, Rufus the Rebel takes pride in wasting his energy on a project which no one may ever notice. If it wasn’t for our seeing this picture, or for our watching Herzog’s film, or for our reading his book, the wasted efforts would have been perfect denials of everything. However, by making us witnesses of their pointless activities, they create impressions which are more than nothing, thus almost tragically becoming objects of art and failing in their noble design of failure.

Yet the gesture remains: it is possible after all to reject the dogma of utility, but the act of doing so requires absolute secrecy. Because, if we learn about it – the denial, the subversive spirit, the rebellion –, we will inevitably turn that knowledge into something, which means we are using it, thus putting it back on a leash of utility, and the rebellion against that which is useful will turn out to be completely useless.

Any questions?

„Rebellion in der Wüste“:

In einer Gesellschaft, die sich an Konzepten der Vernunft, des Fortschritts, der Wirtschaftlichkeit und an strategischen Zielsetzungen orientiert, sind absolut sinnlose Unternehmungen sicher das subversivste Mittel des Widerstandes.

„Die Eroberung des Nutzlosen“: so nennt der Regisseur Werner Herzog sein Buch über die Entstehung des Films „Fitzcarraldo“ (1982). Der Film handelt von einem Mann, der entgegen aller Vernunft mitten im brasilianischen Dschungel ein Opernhaus errichten will und zuletzt mit Glanz und Gloria wunderbar scheitert.

Amerikanischen Film-Unternehmen gefiel Herzogs Idee, er könne den Film herzlich gern in einem ihrer Studios drehen. Aber nein. Der deutsche Regisseur erklärte ihnen, dass er den Film lieber im echten Dschungel drehen wolle, sozusagen Döner komplett mit scharf und alles: die Hitze, die Mücken, Schlangen, riesige Spinnen, mögliche Gefahren durch die Eingeborenen usw. Außerdem wollte er im Dschungel ein richtiges Schiff einen richtigen Berg hinaufziehen lassen und auf der anderen Seite wieder herunter.

Zu seinem Team gehörten Jason Robards, der bald das Handtuch warf, Mick Jagger, der etwas länger aushielt, und vor allem Klaus Kinski, der bekanntlich kein Meister abgeklärt entsagender Gelassenheit war. Kam es zu Problemen? Aber hallo. In seinem Buch schildert Herzog unter anderem, wie die Eingeborenen ihm einmal freundlich vorschlugen, Kinski zu töten – ein Gefallen, den Herzog höflich ablehnte, auch wenn er sicher nett gemeint war. Wie auch immer, der Film und das Buch sind großartige Belege dafür, was es bedeutet, das Nutzlose erobern zu wollen.

Rufus, der Rebell ist ähnlich gestrickt, wenn er seinen Stolz und seine Energie mit voller Absicht auf ein schwachsinniges Projekt verschwendet, von dem niemand Kenntnis erhalten wird. Wäre uns jetzt nicht dieses Bild vor Augen oder hätten wir nicht Herzogs Film gesehen und sein Buch gelesen, dann wären diese Leistungen tatsächliche die perfekte Subversion des Nützlichen. Doch wir sehen das Bild, wir kennen den Film und wir kennen das Buch, oder anders gesagt (schreckliches Wort): wir nutzen sie und führen sie durch unsere Reflexion zu Ergebnissen, die nicht mehr nichts sind. Durch unsere Zeugenschaft werden die Aktionen zur Eroberung des Nutzlosen auf geradezu tragische Weise zuletzt doch noch nützlich und ihr Ziel, das Ziel zu verfehlen, ist verfehlt.

Wer aber meinen sollte, dass dieses Fazit ein guter Grund sein müsste, den Subversiven die Subversion der Nützlichkeit auszutreiben, irrt sich gewaltig, und zwar schon deshalb, weil der Weg zum Scheitern auf die köstlichste Weise mit den kopfschüttelnden Reaktionen der Vernünftigen gepflastert ist.

Noch Fragen?

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