"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit."

Bei diesem Satz aus dem ersten Film mit Karl Valentin denke ich an Gardinen: Frisch gewaschen hat man sie vors Fenster geschleppt und steigt mit dem unhandlichen Paket auf die wacklige Leiter. Dann die Fummelei mit all den Ösen, die in die Schiene eingehakt sein müssen, aber das meist nicht wollen. Wenn die Chose endlich hängt, tut der Nacken weh, die Arme sind schlaff und der Rücken spricht nicht mehr mit dir. Aber das Resultat sieht schön aus, der Aufwand hat sich gelohnt.


Etwa so ist das auch mit der Kunst. Kreatives Schaffen ist nämlich nicht bloß ein verspielter Flirt mit der Muse, da wird gerungen und auch manchmal Geschirr geworfen, bis der Paar-Therapeut schreiend davonläuft, das ist ganz normal. Meine Frau mag ja zum Glück meine Bilder. Aber tief drinnen wird sie auch ab und zu denken, dass man mich als Kind wohl zu heiß gebadet hat.

Über mich

Mousographs About me Portrait of the Artist

Mein Name ist Alexander Kupfer. Ich wurde in Bonn geboren, verbrachte meine Kindheit in Brüssel und studierte an verschiedenen Hochschulen in Deutschland und Großbritannien. Neben meinem Hauptberuf im internationalen Projektmanagement bin ich seitdem als freier Journalist (Printmedien, Hörfunk, Online) und als Autor von Sachbüchern und Belletristik in deutscher und englischer Sprache tätig (wer dazu Näheres wissen möchte, kann sich gern auf meiner Amazon-Autorenseite informieren).

Seit einigen Jahren steht die komische Kunst im Vordergrund, zum einen durch die Serie „Scenes from the Lives of Fish“ und zum anderen durch meine „Mousographs“.

Preise und Ehrungen:

2021:
iJungle Illustration Awards (Portugal)
Luxembourg Art Prize (Luxemburg, Certificate of Artistic Achievement)

2022:
iJungle Illustration Awards (Portugal)

2023:
Embracing Our Differences (USA)

35th Olense Kartoenale (Belgien)

6th Gold Panda International Cartoon and Illustration Competition (China)

2024:
H-Team International Comics Competition (Deutschland)

9. Premio Internazionale di Satira e Umorismo “Giuseppe Novello” (Italien)

Einige meiner Mousographs sind außerdem bei Medibang Art Street (Japan) veröffentlicht.


Scenes from the Lives of Fish

Fische Logo003 https://www.mousographs.com/wp-content/uploads/2023/10/mousographs_artist_me1bearb_mouse_klein_web.jpg

Zeichnen war schon immer meine Leidenschaft; gebt mir ein Blatt Papier und einen gespitzten Bleistift, und ich kann der Versuchung nicht widerstehen. Das Schreiben ist eine jüngere Leidenschaft, die ich in meinen späten Teenagerjahren entdeckte, als ich meine ersten Cartoons zeichnete und damit eine eigene Geschichte illustrierte. Sie ging in der Schule um, und die Mädchen liebten sie!

Nach dieser ersten Erfahrung wurde das Schreiben zu meiner neuen Leidenschaft. Schreiben ist cool, man kann wie James Joyce in einem Café sitzen und seine brillanten Gedanken auf ein Blatt Papier kritzeln, an seinem Cappuccino nippen und vor lauter Schaffensfreude fast platzen.

Viel später arbeitete ich an einem Roman, der in der Zukunft spielt, in der die Tiere die verlassene menschliche Zivilisation übernehmen und versuchen, nicht dieselben Fehler zu machen wie ihre Vorgänger. Irgendwann dachte ich, dass es eine gute Idee wäre, ein paar Illustrationen zu haben. Hier ein Beispiel: Don Mascara, ein alter Kaninchen-Mafioso. Aus der Zeichnung entstand eine Serie von Acrylbildern mit dem Titel “Scenes from the Lives of Fish” (Szenen aus dem Leben der Fische).

Ende 2019 begonnen, hat sich diese Serie zu einem Projekt für eine gedruckte Veröffentlichung entwickelt. 2021 wurden einige der Bilder mit einem iJungle Illustration Award ausgezeichnet und im “Annual eBook of the 2021 iJungle Award Winners” abgedruckt. Im selben Jahr war die Jury des Luxembourg Art Prize so freundlich, ein “Certificate of Artistic Achievement” zu verleihen.

Mousographs About me Scenes from the Lives of Fish Don Mascara
Don Mascara (Erste Skizze, Kugelschreiber)
Mousographs About me Scenes from the Lives of Fish Albert VII
Albert VII. wartet auf die Rückkehr der Monarchie (Scenes #3)

Mousographs

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Bleistiftskizze für Scenes #27

Eines der Bilder für “Scenes from the Lives of Fish” war ein nachdenklicher Bär, der in einem Sessel sitzt und sich offensichtlich nach Ruhe sehnt, obwohl es keine gibt. Um das ruhelose Denken des Bären zu veranschaulichen, malte ich die Vielzahl seiner Gedanken als eine Schar bunter Mäuse, die um ihn herumschwärmen, sich auf seinen Kopf und Körper setzen und dem Frieden definitiv keine Chance geben.

Es stellte sich heraus, dass die Mäuse mit ihrer Rolle nicht zufrieden waren, sie wollten mehr. So entstand die Serie “Mousographs”, die sich stark von dem vorherigen Projekt unterscheidet. Zunächst einmal sind diese Mäuse hyperaktiv und warten nicht darauf, mit detaillierten Merkmalen und Umgebungen versehen zu werden, sie wollen nicht einmal Gesichter oder Finger und Zehen bekommen. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass das Zeichnen ihrer Bewegungen völlig ausreichend war, um ihre Stimmungen und den Charakter ihrer sozialen Interaktion auszudrücken. Wie Minimal Art, Comics, Graffiti oder Emojis vermitteln sie ihre Botschaften im Handumdrehen.

Trotz oder vielleicht gerade wegen solcher Sparsamkeit war viel Aufmerksamkeit erforderlich, um die Korrespondenz von Linien und Farben und die Schaffung eines spärlichen, aber glaubwürdigen Aktionsraums zu orchestrieren. Wie ein guter Algorhythmus sind die “Mousographs” oberflächlich betrachtet leicht zugänglich, aber das zugrunde liegende Konzept ist komplex. Im kreativen Prozess beginnen sie mit einer Minute glücklicher Kritzelei, auf die harte Stunden folgen, um sie in eine Botschaft zu verwandeln, die dich wie ein Blitz treffen soll – denn wenn das nicht der Fall ist, weiß ich, dass du schon meilenweit weg sein wirst, bevor ich es richtig hinbekomme.

In einer Welt, deren Komplexität aus dem Ruder zu laufen scheint, sehnen wir uns nach Einfachheit. Aber im Gegensatz zu Politikern, die ihre Flüsse oft gerne überqueren, indem sie von einem Stein ihres begrenzten Verständnisses zum nächsten springen und sich kaum je die Mühe machen, ein Bild vom Ganzen zu erhalten, werden Künstler die Einfachheit nicht dadurch erreichen, dass sie die Details ignorieren.

Im Gegenteil, sie müssen die Details kennen, bevor sie diese auf das Wesentliche reduzieren können, wie z. B. ein Rosenblatt auf dem Boden einer U-Bahn, das uns mit Ehrfurcht erfüllen kann. Sie müssen herausfinden, wie sie die Realitäten am besten einschmelzen und das öde Erscheinungsbild der Fakten mit einem emotionalen Potenzial ausstatten können, damit sie in den Köpfen der Betrachter zu leuchten beginnen.

Warum also sollte Humor nicht in das Portfolio der Emotionen des Künstlers aufgenommen werden? Angesichts der Schrecknisse, die unseren Horizont erfüllen – Klimaverbrechen, Kriegsverbrechen, religiöse Verbrechen, Verbrechen gegen die Menschenwürde und die Selbsterhaltung, Verbrechen der Wirtschaft und der Gier, Verbrechen gegen die Segnungen der Vielfalt, Verbrechen der Bürokratie, Verbrechen gegen die Freiheit oder Verbrechen gegen die Liebe – glaube ich, dass wir ihn mehr denn je brauchen: Humor, er ist essentiell. Wenn wir ihn verlieren, verlieren wir alles. Das ist das zentrale Anliegen meiner “Mousographs”.

2022 wurden einige meiner “Mousographs” mit einem iJungle Illustration Award ausgezeichnet und im “Annual eBook of the 2022 iJungle Award Winners” veröffentlicht.

2023 wurde Mousographs #209 “Colors matter”  zusammen mit 49 Werken anderer Künstler aus insgesamt 16.600 internationalen Einsendungen ausgewählt, um im Frühjahr 2024 in Florida / USA an der Ausstellung “Embracing Our Differences” teilzunehmen.

Im selben Jahr wurde Mousographs #118 für die Ausstellung und einen gedruckten Katalog der 35th Olense Kartoenale in Belgien ausgewählt (der Katalog ist auch auf Youtube zu finden; mein Bild ist bei 12:02 zu sehen).  Dieses Bild wurde als Beitrag zu dem von Amnesty International geförderten Thema “Alle haben ein Recht auf eine angemessene Wohnung” gewürdigt.

2024 wurde Mousographs #179 für den Katalog der im Vorjahr durchgeführten 6th Gold Panda International Cartoon and Illustration Competition (China) ausgewählt, das Thema lautete “Künstliche Intelligenz”.

Was ich schon immer mal über Kunst sagen wollte

Vor einiger Zeit war die Besitzerin einer örtlichen Kunstgalerie so freundlich, einige Musterpostkarten aus meiner Mousographs-Serie zum Verkauf in ihren Räumen anzunehmen. Sie mochte sie sehr, wies aber darauf hin, dass diese Bilder keine “Kunst” seien, sondern nur “Illustrationen”. Sie würde sie auf einem Regal neben der Tür aufhängen, aber sicher nicht im Traum daran denken, sie an ihren Wänden anzubringen. Mir schien das Regal an der Tür ganz in Ordnung, aber ihre Unterscheidung blieb mir im Gedächtnis, und so möchte ich an dieser Stelle gern meinen eigenen Senf über “Kunst” dazugeben.

Meiner Meinung nach kann Kunst alles sein. Sie muss nicht aus Marmor bestehen, und sie muss schon gar nicht teuer sein. Im Gegenteil, ich finde, dass der Preis einer Sache nichts über ihren Wert als Kunstwerk aussagt. Ich finde es auch unangemessen, dass Humor immer noch sehr stark aus den gängigen Vorstellungen von Kunst ausgeklammert wird, weil man davon ausgeht, dass er nicht “ernst” genug sei. Darauf erwidere ich: Oh nein, meine sehr verehrten Damen und Herren, Humor ist eine top-ernste Angelegenheit! Verachten Sie ihn nicht als etwas Niedriges, denn wir brauchen ihn so sehr wie die Luft zum Atmen. Er ist der Kern dessen, was wir sind und was wir sein könnten. Wer ihn nicht will, will die Menschlichkeit nicht.

Mousographs Gallery Blog: An artists sits next to an easel and looks at his smartphone.

Was sind also die besonderen Merkmale der Kunst? Natürlich sind die Bibliotheken mit vielen Bänden gefüllt, die versuchen, diese Frage zu beantworten, und ich möchte nicht noch einen weiteren Band hinzufügen. Nur ein paar Bemerkungen.

Meiner Erfahrung nach spricht die Kunst den Rezipienten auf zweierlei Weise an. Die eine ist das, was man als handwerkliches Können bezeichnen kann: Ein Walknochen kann wunderbar geschnitzt oder ein Stein perfekt zu etwas Neuem geformt sein, die Farben auf einer Leinwand mögen so angeordnet sein, dass sie einen überwältigenden Effekt erzielen. Gute Handwerkskunst ist etwas Großartiges, und ich werde nie verstehen, wie Michelangelo einen einfachen Steinblock in etwas so Schönes wie seine Pietà verwandeln konnte. Zu sehen, welche Wunder die Hände des Menschen vollbringen können, ist immer eine erfreuliche Erfahrung.

Don't look: This mouse cartoon shows a mum in a gallery who draws her staring little son away from a painting of a nude lady.

Die zweite Kommunikationslinie zwischen einem Kunstwerk und seinem Empfänger ist viel komplexer. Sie basiert auf einer Lüge, und diese Lüge funktioniert nur, wenn wir kooperieren und bereit sind, uns betrügen zu lassen. Ich erinnere an René Magrittes berühmtes Werk “Ceci n’est pas une pipe”: Das Bild einer Pfeife ist keine Pfeife, denn man kann es nicht benutzen, um seinen Tabak zu rauchen. Das Bild lässt dich glauben, die Pfeife sei eine Pfeife, obwohl sie es in Wirklichkeit nicht ist; in Wirklichkeit siehst du nur eine bestimmte Menge Farbe auf einem Stück Leinwand.

Doch die Lüge geht viel tiefer. Sie hört nicht damit auf, dich glauben zu lassen, dass die Darstellung einer Sache die Sache selbst sei, sondern sie geht weiter, indem sie dich glauben lässt, dass du, die betrachtende Person, ein Teil von ihr sei. Kunstwerke sprechen mit dir, stellen eine Beziehung zu dir her, ziehen dich in das Ensemble ihrer Suggestionen hinein, machen dir schöne Augen oder verletzen deine Gefühle, sie ergreifen deinen Geist und deine Seele. Nun, das tun sie natürlich nicht, denn sie sind ja nur ein Gebilde aus totem Material, aber du glaubst, dass sie es tun.

Dies gilt auch für das Konzept des “objet trouvé” oder “ready-made” in der Kunst, das darauf beruht, gewöhnliche Gegenstände in einer ungewöhnlichen Umgebung zu präsentieren und ihnen so eine (neue) Bedeutung zu verleihen. Nehmen wir Marcel Duchamps berühmt-berüchtigten “Brunnen” (1917), der eigentlich ein ganz normales Pissoir ist, wie man es in jedem x-beliebigen Klempnerladen dieser Zeit hätte kaufen können. Und doch ist es weit davon entfernt, normal zu sein. Das muss es auch sein, denn es ist in einem Museum ausgestellt! Und es ist definitiv nicht dazu bestimmt, wie jedes andere Urinal benutzt zu werden.

In dieser ungewöhnlichen Umgebung hat es sich in etwas verwandelt, das ganz anders ist als das, was es an seinem früheren Standort war. Wie eine Raupe, die sich in einen Schmetterling verwandelt hat, sitzt das Ding auf dem Boden, um betrachtet zu werden, fordert deine Aufmerksamkeit, appelliert an deine Emotionen und regt dich zum Nachdenken an. Hier besteht die Lüge darin, dass die suggerierte Metamorphose nie stattgefunden hat – die Raupe ist immer noch eine Raupe, und sie wird nie etwas anderes sein. Ob es dir gefällt oder nicht, aber wieder einmal ist es deine Wahrnehmung, die das Ding in Kunst verwandelt, indem sie die Lüge akzeptiert.

What is art anyway? Visitors of an art exhibition are contemplating a sign "Caution Wet Floor" and some cleaning equipment on the floor.

Aus diesem Grund kann ein Kunstwerk nur dann ein Kunstwerk sein, wenn es von mindestens einer Person betrachtet wird. Nachts, wenn die Türen des Louvre geschlossen sind, verlieren all die prächtigen Werke in den Galerien ihren Aschenputtel-Zauber, und sie hören auf, Kunst zu sein, die Kutsche verwandelt sich zurück in den Kürbis, der sie ursprünglich war. Aber sobald sich die Türen wieder öffnen und die Menschen hereinstürmen, um sich die Exponate anzusehen, ist der Zauber wieder da.

Mit anderen Worten: Kunst ohne einen Betrachter ist nichts, sie existiert nicht einmal. Es sind die Augen und der Geist des Betrachters, seine Sinne, seine Seele, die aus einem Haufen toter Materie etwas Lebendiges machen. Diese Beziehung zwischen einem Werk und seinem Betrachter zu kalkulieren, die Fallen auszuarbeiten, in die man sich verstrickt, die einen immer wieder anlocken und dazu bringen, bei jedem Besuch etwas Neues zu sehen – das ist es, was die Kunst mehr als alles andere auszeichnet; sie bleibt relevant, sie vergeht nicht, in der Tat kann ich mir nichts vorstellen, außer der Religion, das uns dem Traum von der Unsterblichkeit näher bringen mag.

A collector of exclamation marks is searching for treasure in a trash bin filled with question marks.

 

Sage ich also, dass meine Mousographs Kunst sind? Natürlich tue ich das, denn für mich sind sie voller Magie.

Aber was ist mit dir? Sieh dir diese Bilder an und finde heraus, ob sie etwas mit dir zu machen scheinen oder nicht. Wenn nicht, ist es nicht zu ändern, aber ich hoffe, sie tun es. Vielleicht nicht, indem sie dir den Stein der Weisen in die Hand geben oder ungeheure Einsichten in den Sinn des Lebens vermitteln, sondern indem sie dich dazu anregen, etwas zu denken oder zu fühlen, was du sonst nicht gedacht oder gefühlt hättest, oder indem sie dich dazu bringen, in einem Spiegel deiner Vision etwas Vertrautes zu finden. Oder indem sie dir einfach ein gutes Gefühl geben und ein Lächeln auf dein Gesicht zaubern.