„Bonding“:
Hello world, et bon soir à tout le monde! The 77th Cannes Film Festival is a great occasion to give you a cinematic mousograph, and my chosen theme is: James Bond. Here we go.
Stepping out of a cinema and re-entering your own reality is always a strange experience. If you were watching a zombie film, you may be glad to be back home. But Bond films have a way of raising doubts about the quality of your lifestyle. You see the rain puddles on the road and the gray sky above, the withered Caribbean poster covering the shop window of a discounter which closed down last June, the misery of cigarette butts and flattened chewing gums at your feet. You notice a ketchup stain on your partner’s shirt and that his or her features are apparently much challenged by gravity. And then – rats! – you see the wet parking ticket on the windscreen of your car.
What you don’t see is a red carpet rolled out just for you. No hunky yacht owners or gorgeous blondes giving you the eye. No spies, no goons with shiny metal teeth, and not even a single Ferrari going up in flames. Welcome back to that boring little box which you call your life.
In these moments of affliction, you realize you need to do something. Pump up the volume. Move to France, get a new hairstyle, maybe re-check the want ads for vacancies where they will pick you up with a chopper and you’re required to wear cool sunglasses. Find out if you need a specific degree to become a professional sipper of Vodka Martinis, shaken but not stirred. Check out the necessary arrangements that will enable you to lose heaps of somebody else’s money at the blackjack table, and – by all means – cultivate that smile that goes with it.
But wait a minute. Let’s have a closer look at the Bond lifestyle, shall we? To be sure, this guy is an eternal boomer, completely stuck in a post-war scenario of capitalist and patriarchal values. Political correctness is not his cup of tea. He is as hetero as a brick on the road, and also sexist as can be, taking women as collectibles, because – hey – they really ask for it (or maybe the scriptwriters do). He doesn’t care about his carbon dioxide footprint, because his job is to save the world, not trees. If you’re needing someone to take the trash out, you will most likely find him gone to Tokyo, Moscow, or Rio. He won’t be there to help the kids with their homework, and don’t expect him to take care of the washing-machine that doesn’t wash or the toaster that doesn’t toast. Hum.
Pocketing the wet parking ticket, you suddenly remember that you will need to get up early in the morning, because you have a dentist appointment. Oh, and you promised to take the kids to the zoo on Sunday, can’t disappoint them. The polar bears are having young ones, they are so cute. How about burgers and fries after the zoo? Chili-cheese, yummy. I’m sure the kids will love it.
In a sudden impulse, you find yourself hugging the slightly sagging shape of your partner, because, well, Bond is Bond, and life is life.
„Bonding“:
Hallo Welt, et bon soir à tout le monde! Das 77. Film-Festival in Cannes ist ein toller Anlass für ein Kino-Mousograph, und mein Thema ist: James Bond.
Es ist immer ein sonderbares Erlebnis, wenn man aus dem Kino kommt und wieder in die Realität eintaucht, die man kurz zuvor verlassen hatte. Nach einem Film mit Zombies oder Kettensägen wird man wahrscheinlich froh sein, dass alles wieder so schön normal ist. Bei Bond-Filmen ist das anders, denn ihre mondäne Lebensart, die das Böse mit einem Drink in der Hand besiegt, wirft die Frage auf, was wir in unseren weit weniger glamourösen Normal-Existenzen eigentlich falsch machen. Du siehst die Pfützen auf dem Asphalt, den grauen Himmel, die verwitterte Ansicht eines Karibik-Strandes im Schaufenster des Ein-Euro-Shops, der im letzten Juni schloss, das Elend der Zigarettenkippen und plattgetretenen Kaugummis zu deinen Füßen. Deine bessere Hälfte hat sich akut mit Ketchup bekleckert und scheint überhaupt körperlich aus dem Leim zu gehen, also an der Copa Cabana könnte man sich so nicht sehen lassen. Und dann – Mist! – klebt da auch noch ein durchweichtes Knöllchen an der Scheibe deines Autos.
Was du dagegen nicht siehst, ist ein roter Teppich, der extra für dich ausgerollt wurde. Kein knackiger Kapitän, keine umwerfende Blondine zwinkert dir zu. Keine Spione, keine Schlägertypen mit Metallzähnen, und soweit das Auge reicht, kein einziger brennender Ferrari. Willkommen in dem grauen Rattenloch, das du dein Leben nennst.
In solchen verdrießlichen Momenten wird dir klar, dass du etwas ändern musst. Mal auf die Pauke hauen. Nach Frankreich ziehen, neue Frisur, vielleicht mal Stellenangebote abklären, wo die einen dann geil mit dem Hubschrauber abholen und du immer coole Sonnenbrillen trägst. Mal checken, ob man an der Abendschule vielleicht so einen Abschluss für Vodka-Martini machen kann (gerührt, nicht geschüttelt). Und wie man es anstellt, dass man jede Menge Knete von jemand anders bekommt, um sie mit einem Lächeln im Casino zu verzocken.
Aber sehen wir uns den Lifestyle von James Bond doch mal aus der Nähe an, kann ja nicht schaden, bevor man vielleicht irgendwelche Dummheiten macht. Bond ist ein ewiger Boomer, der irgendwie immer noch mit beiden Beinen im Schlamassel des Kalten Krieges steckt, wo das Gute sich gegen das Böse wehren muss. Er ist ein Kämpfer für den Kapitalismus und das Patriarchat und schwimmt wie ein Sahnehäubchen auf dem Kakao dieser Werte. Politische Korrektheit ist nicht sein Ding. Er ist so hetero wie ein Betonklotz auf der Straße und außerdem ein Sexist erster Güte. Frauen sind für ihn so etwas ähnliches wie die Gegenstände, die man in Ü-Eiern findet: Spiel, Spaß und Schokolade für wenig Geld. Die wollen es ja auch nicht anders (bzw. die Drehbuchschreiber). Seine CO2-Bilanz ist ihm egal, denn sein Auftrag ist es, die Welt zu retten, nicht Bäume oder irgendwelche bedrohten Meerschweinchen. Wenn du ihn brauchst, um den Müll rauszubringen, ist er wahrscheinlich gerade in Tokio, Moskau oder Rio. Er ist auch nicht da, um den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen, und man soll bloß nicht glauben, dass er sich um die kaputte Waschmaschine oder den defekten Toaster kümmert. Hm.
Gerade nimmst du das nasse Knöllchen von der Scheibe, da fällt dir ein, dass du morgen einen Zahnarzttermin hast. Ach ja, und du hast versprochen, am Sonntag mit den Kindern in den Zoo zu gehen; sie zu enttäuschen, kommt nicht in Frage. Die Eisbären haben gerade Junge bekommen, die sind so niedlich. Nach dem Zoo vielleicht Burger und Pommes? Chili-Cheese, lecker. Die Kinder werden es lieben.
Plötzlich geschieht es dir, dass du dich zu deiner besseren Hälfte umwendest und diesen etwas aus den Fugen geratenen Körper leidenschaftlich umarmst, weil, nun ja, Bond ist Bond, und das Leben ist das Leben.
As ever, the cartoon hits the nail on the head. Thanks again 📽️